Bericht von Monique Newiak (Brandenburg),
die als Auszeichnung für ihr gutes Abschneiden
bei der Zertifikatsprüfung TRKI-2002
zum "Petersburger Dialog" gefahren ist
(St. Petersburg, 11.- 12. April 2003).

Die deutsche Gruppe mit Frau Putina an der Kurischen Nehrung bei Kaliningrad.
(v.l.n.r.): Hartmut Nickig, Monique Newiak, Peter Boenisch

Petersburg – in drei Tagen
Im Februar kam der entscheidende Anruf und mit ihm auch die Freude/ Verwirrung: Bestes Ergebnis deutschlandweit? Auszeichnung? Teilnahme am Petersburger Dialog? Ich hatte an einem Sprachtest für Russisch (TPKU) teilgenommen, um ein Zertifikat über meine Sprachkenntnisse zu erhalten, mit einem Preis hatte ich nicht gerechnet.
Frau Plewe, Mitglied des deutschen Russischlehrerverbandes und Vorsitzende des "Brandenburger Interessenverbandes Russischunterricht e.V.", erklärte mir, dass ich schon sehr bald nach Russland fliegen und am Petersburger Dialog teilnehmen würde.
Am Tag darauf telefonierte ich mit Hartmut Nickig, dem Vorsitzenden des Deutschen Russischlehrerverbandes. Er hatte sich darum gekümmert, dass ich die Möglichkeit bekomme, mit ihm nach St. Petersburg zu fliegen. Alle Vorbereitungen wurden getroffen, so dass ich am zehnten April aufgeregt ins Flugzeug steigen konnte: Das erste Mal nach Russland.

Nachdem ich meine Sachen kurz im Hotel verstaut hatte, fuhr ich mit Herrn Nickig in das Pribaltijskaja, das Hotel, in dem die Siegerehrung stattfinden sollte. Herr Gorbatschow sollte zwar an der Ehrung teilnehmen, ließ sich jedoch aus gesundheitlichen Gründen entschuldigen. Sehr feierlich wurde ich mit Orchester und Ansprache geehrt, hielt eine kurze Dankesrede und erhielt einen sehr beachtlichen Preis vom DAAD: ein vierwöchiges Sprachseminar an der staatlichen Universität in St. Petersburg.
Betäubt von Glücksgefühlen ging es dann in die Eremitage: zuerst Besichtigung (sonst bin ich ja nicht gerade museumsbegeistert, aber das war echter Wahnsinn), dann eine Gesangs- und Orchestervorführung, dann zum Riesen-Buffet.
Um ein Uhr nachts wieder im Hotel, um sieben am nächsten Tag aus dem Bett, ab in die überfüllte Metro (wer denkt, die Bahnen in Deutschland sind manchmal überfüllt, der würde sich echt wundern...) und in die Universität, wo die Konferenzen statt fanden. Die Metalldetektoren kündigten hohen Besuch an; sowohl Präsident Putin als auch Bundeskanzler Schröder würden am Nachmittag erscheinen. Gorbatschow war nun auch zu entdecken. In den Sitzungen, ich nahm an der Gruppe „Jugendaustausch“ teil, wurde viel darüber philosophiert, wie man die Kontakte zwischen russischen und deutschen Jugendlichen erleichtern könnte. Am Tag darauf trat ich in der gleichen Gruppe mit einem Kurzvortrag auf, in dem ich über meine Wünsche sprach und meine Schule, das Humboldt-Gymnasium in Potsdam, vorstellte.

Am Abend dieses 11. Aprils ging es wieder in die Eremitage, diesmal besichtigten wir einen anderen Teil des Museums mit Millionen von Exponaten und sahen einen Zusammenschnitt aus den schönsten Ballettstücken (z.B. Schwanensee, Romeo und Julia). Auch dieser Abend endete an einem Buffet. Hier sah ich jedoch, außer der deutschen Studentin, die auch aufgrund eines Preises eingeladen war, zum ersten Mal auf der ganzen Veranstaltung eine Handvoll Menschen, die annähernd in meinem Alter waren, russische Studenten, mit denen ich sofort ins Gespräch kam. Auch diese Nacht war nicht besonders lang. Am nächsten Tag, nach weiteren Sitzungen und meinem Vortrag, stand schon der Bus zum Flughafen bereit, der uns aber vorher noch zwei Stunden durch die Stadt führen sollte.

So habe ich neben den zahlreichen interessanten Gespräche in den und außerhalb der Konferenzen, dem Kulturprogramm und dem geistigen Zuwachs durch den Kontakt mit gebildeten Menschen auch noch lebendige Eindrücke von der schönen Stadt mitnehmen können. Und im August werde ich noch weitere vier Wochen Zeit haben, sie ganz genau zu erforschen, mich ihrem Rhythmus anzupassen und mit ihr ihr Jubiläum zu feiern.

Die drei Tage, in denen ich Herrn Nickig kennen lernte, ließen mich ihn sowohl als Mensch als auch für seine Tätigkeiten für den deutschen Russischlehrerverband sehr schätzen. Sein Tod ist mir emotional sehr nahe gegangen und ich möchte allen, die ihm nahe standen, ein von Herzen kommendes Beileid aussprechen.

Monique Newiak, Mai 2003

Sprachseminar und Kultururlaub (Petersburg Teil 2)
Dank der sehr schnellen und unkomplizierten Verfahrensweise des DAAD, welchem ich an dieser Stelle noch einmal aus vollem Herzen für seine Unterstützung danken möchte, konnte ich tatsächlich die geplante Sprachreise im August 2003 antreten. In Russland kamen mit mir noch vier deutsche Studenten an diesem Sonntag an, alle würden ebenfalls an dem Sprachseminar teilnehmen. Ich war in einer direkt im Zentrum lebenden Gastfamilie untergebracht, in die ich mich ganz gut einlebte, aber auch denen, die im Studentenwohnheim untergebracht waren, ging es blendend: Das erst kürzlich gebaute Wohnheim stand „westlichen Standards“ in nichts nach.

Am Montag begann der Tag für uns damit, dass wir uns einem Einstufungstest (Aufgabenstellung entsprechend dem TPKU) stellen mussten, nach welchem wir in unterschiedliche Leistungsstufen und damit Kurse eingeteilt wurden. Mein Stundenplan enthielt 20 Unterrichtsstunden wöchentlich, unterteilt in Sprechen (inklusive Slang), Lexik, Grammatik, Schreiben, Literatur, Videokurs und Phonetik. Alle Bereiche der russischen Sprache waren also weitgehend abgedeckt, und da ich das Privileg besaß, in der leistungsstärksten Gruppe unterrichtet zu werden, konnte ich mir viel über die Feinheiten des Russischen aneignen.

Vier Unterrichtsstunden täglich gehen jedoch sehr schnell vorbei und so hatte ich jeden Nachmittag Zeit, ausgiebig Sightseeing zu betreiben. Kaum ein Museum blieb von meinem Besuch verschont. Russisches Museum, Eremitage, russisches staatliches Museum, Achmatowa-Museum, Puschkin-Museum, Literaturmuseum, Kunstkammer, Wachsfigurenmuseum, Museum der Geschichte St. Petersburgs, Schokoladenmuseum (besonders empfehlenswert), Alexander-Nevskaja-Lavra, Smolnij, Isaakskathedrale – ich sah sie alle. Am Wochenende unternahmen wir Ausflüge (z.B. Petershof, Peter-und-Pauls-Festung) oder machten lange Spaziergänge durch die Stadt, wobei wir uns natürlich nicht die Gelegenheit entgehen ließen, mehrfach den städtischen Markt und auch den Büchermarkt aufzusuchen (wahnsinnige Ausmaße...). Theaterbesuche dürfen, wenn man in Petersburg ist und das Mariinskij fast vor der Tür hat, natürlich auch nicht fehlen: Don Quichotte und Schwanensee standen auf dem Programm. Nach solch ereignisreichen Tagen gönnte man es sich dann auch von Zeit zu Zeit, einfach am Strand zu sitzen und das Meer anzusehen.

In der letzten Woche war dann intensivste Prüfungsvorbereitung angesagt: Ich hatte mir in den Kopf gesetzt, TPKU III zu bestehen. Die Prüfung hatte es in sich, und doch bekam ich an meinem letzten Unterrichtstag – zusammen mit meinem Teilnahmezertifikat und Abschlusszeugnis (alles mit „отлично“) - schon meine Prüfungsergebnisse: Bestanden! Das musste natürlich gefeiert werden, denn nach staatlicher Definition ermöglicht das Bestehen des TPKU III das Führen einer professionellen Tätigkeit in einem russischsprachigen Unternehmen oder auch als Diplomat oder Dolmetscher.

Einerseits mit Heimweh, andererseits traurig darüber, dass der in allen Hinsichten für mich so positive Aufenthalt in Petersburg zu Ende ist, habe ich mich also am 31. August wieder in mein Flugzeug gesetzt und mir versprochen: Dies war nicht meine letzte Reise nach Russland. Im Oktober beginne ich zu studieren, und ich bin überzeugt, dass der Aufenthalt in Petersburg meinen weiteren Lebensweg beeinflussen wird.

Monique Newiak, September 2003

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