Mit Russisch zum Erfolg

Sandra Scholz hat bei der Russisch-Olympiade gewonnen – sie ist weder Muttersprachlerin noch hatte sie Unterricht (PNN 02.12.09)
Ihre Erfolge hängt Sandra Scholz nicht an die große Glocke. Erst eine Mitteilung des Organisators aus Stuttgart und später des brandenburgischen Bildungsministers haben den Erfolg offenbart. Die 19-jährige Potsdamerin hat bei den deutschen Russisch-Meisterschaften der Schüler am Wochenende in Stuttgart den ersten Platz in der Kategorie A2, der Grundstufe, belegt. Selbst Schulleiter Dieter Rauchfuß hat bis gestern nichts gewusst, zumal der Erfolg allein nicht das Besondere an der Leistung ist.

Sandra Scholz gilt als Sprachtalent, hat bereits vor zwei Jahren Preise gewonnen und spricht vier Fremdsprachen fließend. Während sie Englisch und Französisch als Leistungskurs auf dem Helmholtz-Gymnasium absolviert, hat sie ausgerechnet die Sprache, mit der sie nun die Russisch- Olympiade gewonnen hat, noch nie als Schulfach gehabt. Als Kleinkind eine zeitlang mit ihren Eltern in der UdSSR gelebt, hatte sie seit der zweiten Klassenstufe den Wunsch, Russisch zu lernen. Erst habe ihre Mama ihr geholfen, später Lehrer in Arbeitsgemeinschaften und selbstständiges Lernen. An das Helmholtz-Gymnasium ist sie nach ihrer Zeit an der Regenbogenschule Fahrland damals gewechselt, weil sie ab der 9. Klasse Russisch-Unterricht haben wollte. „Das hat aber nicht geklappt“, sagt Sandra Scholz.

Fremdsprachen liegen ihr im Blut, aber auch die Musik ist eine Liebe der Schülerin. Klavier und Gitarre spielt sie selbst, dazu singt sie im Chor des Gymnasiums und in der Chanson-Gruppe. Alles Dinge, die sie gerne auch weitermachen möchte – aber beruflich will sie als Lehrerin arbeiten. Lehramt Englisch und LER möchte sie studieren – Lebensgestaltung, Ethik und Religion. Am liebsten in Leipzig, wo auch ihre Schwester Daniela derzeit Medizin studiert. Und wo auch die Eltern einst studiert haben. Sie sind Dolmetscher für Englisch und Russisch. Doch seit der Wende 1989, so sagt Sandra Scholz, haben sie in anderen Jobs gearbeitet. „Da bin ich wohl ein gebranntes Kind“, sagt sie, weil ihre Eltern mit dem Erlernten später beruflich nichts mehr anfangen konnten. Dolmetscher für außergewöhnliche Sprachen würden gesucht, sie selbst findet das Portfolio ihrer Kenntnisse reiche dazu nicht aus. Schulleiter Dieter Rauchfuß steht im Schulhaus und schwärmt über die Schülerin Sandra Scholz, ihren Einsatz und ihre sympathische Art. Seit sechs Jahren lernt sie an der Kurfürstenstraße, im kommenden Sommer will sie ihr Abitur in der Tasche haben. Und später auch mal eine Zeit lang ins Ausland gehen, um ihre Kenntnisse weiter zu festigen. Für ihren Sieg bei der Russisch-Olympiade hat sie einen Gutschein für eine Reise nach Russland erhalten. jab