DEUTSCHER RUSSISCHLEHRERVERBAND e.V.(DRLV)
früher: Bundesverband der Lehrkräfte und Freunde der russischen Sprache in Deutschland e.V.
Немецкая ассоциация преподавателей русского языка

Спасти хочу земную
красоту . . .
Erretten möcht der Erde
Schönheit ich . . .
А.С. Пушкин

Marburger Erklärung 2002

zu Perspektiven des Russischunterrichts an Schulen in Deutschland

  

Die vorliegende Marburger Erklärung 2002 versteht sich als sprachenpolitischer Impuls der bundesweiten Tagung des Deutschen Russischlehrerverbandes e. V. in Kooperation mit dem Institut für Slawische Philologie der Philipps-Universität Marburg anlässlich des 40jährigen Gründungsjubiläums des DRLV.

Als moderne Schulfremdsprache belegt Russisch an den Schulen in Deutschland nach Englisch und Französisch den dritten Platz. Der Beitrag des Russischunterrichts zur europäischen Integration ist aufgrund seiner Ausrichtung auf den osteuropäischen Sprach- und Kulturraum unverzichtbar. Russischunterricht sorgt für ein ausgewogenes Bild Europas in der jungen Generation. Russischunterricht muss daher gefördert werden und benötigt einen festen Platz an allgemein- und berufsbildenden Schulen in Deutschland.

  
1. Strukturelle Unterstützung

Die Wahl des Russischen muss an den Schulen in Deutschland erleichtert werden. Russischunterricht sorgt für die Erweiterung des kulturgeschichtlichen Horizonts und der interkulturellen Kompetenz der jungen Generation. Der Russischunterricht darf nicht an schulischen strukturellen Vorgaben wie Mindestschülerzahlen oder Stundenkontingenten scheitern. Europa braucht junge Leute, die sich in West und Ost sprachlich und kulturell orientieren können.

  
2. Förderung der Schüler mit russischsprachigem Hintergrund

Unter den Russischlernenden befinden sich heute, rund 60 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges, auch viele Schülerinnen und Schüler, die ihre russischen Vorkenntnisse erhalten und entwickeln wollen. Nur so können sie sich in ihr gesellschaftliches Umfeld integrieren und ihr Potenzial an sprachlichen Fähigkeiten und kulturellem Vorwissen ihrer Generation zur Verfügung stellen. Sie benötigen im Fremdsprachenkanon der Schulen fest integrierte Kursangebote mit Anrechnungsmöglichkeiten im Rahmen ihrer Schulabschlüsse. Hierzu zählt auch der möglichst frühe Beginn mit Russisch.

  
3. Lehrerfortbildungsangebote

Russischlehrkräfte stehen vor neuen Aufgaben: Didaktische und methodische Konzeptionen und Materialien des heutigen Russischunterrichts müssen die langen Jahre des Informationsdefizits zwischen den Nationen sorgfältig ausgleichend beachten. Fachliche Fortbildungsveranstaltungen sollten zum normalen Russischlehreralltag gehören und daher von den Schulministerien verstärkt angeboten werden. Ausbildung und Fortbildung der Russischlehrkräfte muss auch den Aufenthalt in der russischen Föderation systematisch vorsehen und integrierter Bestandteil im Ausbildungsbereich und Dienstgeschäft sein. Die wissenschaftliche Basis des Russischunterrichts durch die Hochschulen muss gesichert und ausgebaut werden. Wir wenden uns ausdrücklich gegen die Stellenstreichungen, Stellenkürzungen und Schließung von Slavistischen Instituten an deutschen Universitäten und Hochschulen.

  
4. Kulturzentren der Russischen Föderation

In Deutschland sind Kulturzentren der Russischen Föderation notwendig für Begegnungen und Seminare und als Ausgangsbasis für die regelmäßige Vorstellung von Aspekten der russischen Kultur, z. B. durch jugendnahe Aktionsformen, die auch den Russischunterricht der Schulen begleitend unterstützen können. Aufgabe der russischen Kulturzentren ist auch die Organisation und Durchführung der Tests zum Russisch-Zertifikat, die in Absprache mit den deutschen Schulaufsichtsbehörden allen Schülern angeboten werden sollten.

  
5. Deutsch-russisches Jugendwerk

Begegnungen motivierter Jugendlicher mit Sprachkenntnissen des jeweiligen Partnerlandes sind durch nichts zu ersetzen. Sie können am wirkungsvollsten durch ein Deutsch-russisches Jugendwerk institutionalisiert werden, das für regelmäßige Austausche und Begegnungen mit Deutsch und Russisch als Begegnungssprachen die notwendigen Ressourcen schafft. So können die richtungweisenden Impulse der deutsch-russischen Jugendbegegnung Berlin-Moskau 2002 weitergeführt und stabilisiert werden.

Marburg, den 16. November 2002

Hartmut Nickig Ernst Thinius Iris Bellmann
Tagungsleitung des Deutschen Russischlehrerverbandes

40 Jahre DRLV